Nachhaltigkeit ist „in“ – angesichts von Klimawandel, Umweltbewusstsein und knapper werdenden Ressourcen haben sich viele Unternehmen nachhaltiges Wirtschaften auf die Fahne geschrieben. Und wer im Wettbewerb punkten will, kommt mit dem Nachhaltigkeits-Versprechen sehr gut an. Das gilt auch für den Wirtschaftsstandort Chemnitz, der traditionell durch Automobilindustrie sowie Maschinen- und Anlagenbau geprägt ist. Die Nähe zur TU Chemnitz ist dabei ein besonderer Standortvorteil. Dort widmet man sich ebenfalls verstärkt dem Thema Nachhaltigkeit, zum Beispiel im sehr beliebten Studiengang „Nachhaltige Energieversorgungstechnologien“.
Wie Nachhaltigkeit verstanden werden kann
Fragt man, was Nachhaltigkeit tatsächlich bedeutet, gehen die Meinungen allerdings schnell auseinander. Tatsächlich gibt es bis heute keine allgemein gültige Definition, was darunter genau zu verstehen ist. Ganz generell kann Nachhaltigkeit als Handeln begriffen werden, das nicht zu Lasten künftiger Generationen gehen soll. Das ist natürlich „wolkig“ und bedarf der Konkretisierung. Hier scheiden sich die Geister. Vielfach wird Nachhaltigkeit rein umweltbezogen verstanden. Dann geht es um möglichst wenig schädliche Emissionen, CO2-Neutralität, Abfallminimierung, Energieeffizienz und Ressourcenschonung. In einem weiteren Sinne umfasst Nachhaltigkeit aber auch ethische und/oder soziale Aspekte. Häufig wird nach dem Ausschluss-Prinzip verfahren – das heißt, man achtet auf ein Verhalten, das bestimmte negative Aktionen vermeidet. Es werden zum Beispiel keine Rüstungsgüter hergestellt, man produziert nicht in Billiglohn-Ländern usw..
Immer mehr auch ein Thema des Mittelstands
Bisher ist das Nachhaltigkeitsversprechen vor allem ein Thema in größeren Unternehmen, während sich der klassische Mittelstand eher reserviert gezeigt hat. Das liegt daran, dass Nachhaltigkeit vielfach mit zusätzlichen Kosten gleichgesetzt wurde – ein Irrtum, denn Untersuchungen zeigen, dass nachhaltiges Wirtschaften auf Dauer auch betriebswirtschaftlich der erfolgreichere Weg ist. Ökonomie, Ökologie und sozial-ethische Orientierung sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich.
Inzwischen setzt sich diese Erkenntnis auch bei immer mehr mittelständischen Unternehmen durch. Mittelständler wie Kaiser+Kraft machen es vor. Der Versandhandel für Geschäfts- und Büroeinrichtungen hat sich einer umfassenden Nachhaltigkeitsphilosophie verschrieben und lebt diese. Ein anderes Beispiel ist der Chemnitzer IT-Dienstleister Megware Computer, der explizit auf energieeffiziente Lösungen setzt und sich auch bei der umweltschonenden Entsorgung von Elektronik-Schrott in der Verantwortung sieht.
Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmensphilosophie
Das Thema Nachhaltigkeit beginnt meist „an der Spitze“, dass heißt bei der Unternehmensleitung. Die muss ein Bewusstsein für die Wichtigkeit des Themas entwickeln. Der Anstoß dafür kann von außen kommen – weil der Markt es fordert, durch gesetzliche Vorgaben oder weil es betriebswirtschaftlich Sinn macht -, aber auch aus innerer Überzeugung. Die Unternehmensführung gibt vor, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen umgesetzt werden soll. Das beginnt beim Nachhaltigkeitsverständnis – siehe oben. Die inhaltliche Festlegung sollte dann in der Unternehmenshilosophie verankert und als Ziel formuliert werden. Eine allgemeine Zielsetzung nach dem Motto „wir arbeiten und handeln nachhaltig“ reicht aber nicht aus.
Konkrete Ziele und Maßnahmen notwendig
Damit ein Ziel „wirkt“, muss es gemessen werden können. Das bedeutet: ein allgemeines Nachhaltigkeitsziel ist auf „handhabbare“ Unterziele „herunterzubrechen“. Solche Ziele können sein: Senkung des Energieverbrauchs um 10 Prozent innerhalb von zwei Jahren, Verwirklichung eines CO2-neutralen Transports bis 2018, Reduzierung des Produktionsabfalls um 30 Prozent in fünf Jahren usw. Erst auf dieser Basis können Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, um die definierten Ziele zu erreichen. Auch flankierend kann der Nachhaltigkeits-Gedanke im Sinne der Unternehmensphilosophie gefördert werden – durch Schulungen für Mitarbeiter, im Rahmen der Mitarbeiter-Kommunikation, ggf. auch durch materielle Anreize und natürlich durch gelebtes vorbildhaftes Verhalten.
Nur mit Controlling ist Nachhaltigkeit nachhaltig
Auch Nachhaltigkeit muss auf Dauer angelegt sein. Notwendig ist eine kontinuierliche Überwachung und Steuerung der Nachhaltigkeit im Unternehmen. Es muss festgestellt werden, welchen Erfolg die eingeleiteten Maßnahmen hatten und wo ggf. welche Anpassungen notwendig sind. Die Anforderungen an ein Nachhaltigkeitscontrolling sind prinzipiell die gleichen wie in anderen Controlling-Bereichen, nur die verwendeten Kennzahlen sind andere.
Mittelständler werden dazu nicht unbedingt zusätzliche Controller einstellen müssen. Vielfach ist es möglich, diese Controlling-Aufgabe als „Teil-Job“ zu erledigen. Ein wirksames Controlling bietet eine gute Grundlage für eine Nachhaltigkeits-Berichterstattung. Damit können die Bemühungen um „Sustainability“ auch gegenüber der Öffentlichkeit positiv kommuniziert werden – zum Vorteil des Unternehmens-Images und der Wahrnehmung am Markt. Das trifft auch auf Chemnitzer Unternehmen mit Nachhaltigkeitsansatz zu.